Literatur

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Euphorie vs. Gründlichkeit


Bernd Ahrbeck: Schulische Inklusion
Vision und Wirklichkeit (Flugschrift GBW 2022)

Anhand früherer empirischer Befunde sowie der jüngsten Langzeitstudie AiBe zeigt der Autor, dass viele Kinder zwar von gemeinsamer Beschulung profitieren. „Aber es muss auch zur Kenntnis genommen werden, dass eine (zeitweise) spezielle Beschulung für einige Kinder die bessere Lösung darstellt, selbst bei guter schulischer Ausstattung.“ Das Verschwinden von Förderkategorien wie diagnostischen Verfahren sichere das Entwicklungswohl behinderter Kinder keineswegs.     einfach online lesen


R. Bonfranchi, R. Dünki, E. Perret: Integration, Separation, Kooperation
Ein heilpädagogischer Blick auf Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen (2022)

Drei Schweizer Sonderpädagogen unternehmen Verdienstvolles: Insbesondere jungen Lehrkräften praktische Orientierung zu bieten. Denn im verbreiteten „Machen wir doch schnell mal Inklusion“-Taumel droht wertvolle Expertise in/über Heilpädagogik zu erodieren, ja zu verschwinden. Deshalb wenig Sprüche, dafür viele konkrete Beispiele. Und ‚Kooperation‘ – als Vorschlag zu einem produktiven Versöhnungsbegriff.


Bernd Ahrbeck: Jahrmarkt der Befindlichkeiten
Von der Zivilgesellschaft zur Opfergemeinschaft (2022)

Inklusion stellt in diesem Essayband zwar nur ein Themenfeld dar; gemeinsam mit den Kontroversen um Bildungsgerechtigkeit, Genderpädagogik oder Rassismus wird hier aber eine politische Gesamtentwicklung skizziert, in der ursprünglich gutgemeinte ‚Antidiskriminierung‘ ideologisiert, ja totalisiert werde. In den USA sei bereits das Stadium eines regelrechten Kulturkampfes erreicht. Wissenschaftliche Fakten würden an den Rand gedrängt, marginale Lobbygruppen prägten lautstark die Debatte – und grenzten andere, mehrheitliche Sichtweisen radikal aus.
Leserstimmen amazon


Beat Kissling: Sind Inklusion und Integration in der Schule gescheitert?
Eine kritische Auseinandersetzung (2021)

Der Autor lotet die Pole Euphorie und Skepsis bzgl. Inklusiver Bildung gründlich aus – und sieht eher die Bedenken bestätigt. Vorr allem aber – und das hebt dieses Buch von anderen ab – skizziert er unterschätzte Möglichkeitsräume für gelingendes Inkludieren. Natürlich müssten die Rahmenbedingungen stimmen; im übrigen glücke Gemeinsames Lernen am ehesten bei Lehrpersonen, die führungsstark wie auch feinfühlig seien – und die die Klassengemeinschaft als emotional verbindendes und entwicklungsförderliches Arbeitsfeld zu gestalten vermögen.
Blick ins Buch      Rezension condorcet 2022     Rezension socialnet 2022
Besprechung vds 2022     Besprechung futur iii 2022


Riccardo Bonfranchi, Eliane Perret: Heilpädagogik im Dialog
Praktische Erfahrungen, theoretische Grundlagen und aktuelle Diskurse (2021)

In ungewöhnlicher und lebendiger Weise durchstreifen hier ausgewiesene Praktiker Denkansätze und Lösungsvorschläge zu 33 brisanten Fragen, die täglich aus der Arbeit mit behinderten jungen Menschen erwachsen. Es geht um Menschenbilder und Erziehungsethik, Bildungsansprüche sowie medizinische Aspekte der heilpädagogischen Arbeit, auch in der Inklusion.
Inhalt     Besprechung Graf ZF 2021     Rezension Schär VHN 2022     Kurzreview Felten amazon 2022


Otto Speck: Dilemma Inklusion
Wie Schule allen Kindern gerecht werden kann (2019)

Kinder mit Beeinträchtigung benötigen besondere Förderung. Ist diese auch im inklusiven Setting immer gewährleistet? Eine realistische Zwischenbilanz nach über 10 Jahren schulischer Inklusion – und ein Plädoyer für ein dual-inklusives Schulsystem. Denn auch Förderschulen realisieren das vielbeschworene „Menschenrecht auf Inklusion“, wie der Autor nachweist (twin-track-approach).
Inhalt     Rezension Bröckelmann vds 2019     Rezension Frühförderung Interdisziplinär 2020     Empfehlung Kinderpflegenetzwerk 2019


Ute Schimmler: Inklusion – so nicht!
Eine Lehrerin berichtet, wie es wirklich ist – kritische Bestandsaufnahme aus der Praxis (2019)

Ein Pädagoge alleine könne Inklusion einfach nicht leisten, die dafür nötigen Ressourcen gebe es überhaupt nicht, Eltern hätten oft keine klare Vorstellung von inklusiven Grundschulen, eine ganze Reihe Kinder müssten bei der jetzt praktizierten Inklusion erheblich zurückstecken …
Interview dradio 3/2019     Leserkommentar     Textauszug news4teachers     BILD


Michael Winkler: Kritik der Inklusion
Am Ende eine(r) Illusion (2018)

Kein Plädoyer für Separation – aber auch keines für eine Totalstrategie von Inklusion, bei der vermeintlich menschenrechtlich legitimierte Strukturen über Wohl und Willen der jeweils Einzelnen gestellt werden. Eine sympathische Fürsprache für mehr Nachdenklichkeit in einem komplexen, widerspruchsreichen Bedingungsgefüge.     Inhalt, Vorwort, Leseprobe


Tillmann Nöldeke: Ganz oder gar nicht
Wie wir das gemeinsame Lernen retten können (2018)

Ein ‚betroffener‘ Vater und Lehrer legt schonungslos die Probleme bisheriger „Instant-Inklusion“ offen: „billig und schnell angerührt, aber fad im Geschmack und ziemlich ungesund“. Positive Praxis gebe es nur in Leuchtturmschulen, das Bildungsprekariat werde dagegen zusätzlich benachteiligt, das Comeback der Förderschule sei verständlich. Der inklusive Unterricht sei keineswegs alternativlos, er stehe in Konkurrenz zu separierender Förderung und allen Zwischenformen. Nöldekes Vision: keine zwanghafte Einheitsschule, sondern inklusive Schwerpunktschulen für möglichst viele.     Leseprobe


Bernd Ahrbeck: Inklusion.
Eine Kritik (³2016)

2014 erstmalig erschienen, war dieses Buch eine frühe skeptische Stimme in der Inklusionsdebatte – und ist immer noch maßgeblich. Sie begrüßt ein Mehr an Gemeinsamkeit von Kindern mit und ohne Behinderung, widmet sich aber auch ohne Scheu den vielen ungeklärten, auch grundsätzlichen Fragen. Vor unrealistischen Erwartungen, die mit einem radikalen Inklusionsverständnis einhergehen, wird gewarnt. Mit der Inklusion beginne kein neues Zeitalter der Pädagogik: Die Grenzen des Möglichen und Sinnvollen müssten gesehen und anerkannt werden.
Leseprobe     Kurzbesprechung     Rezension BIPP     Rezension socialnet


Michael Felten: Die Inklusionsfalle.
Wie eine gut gemeinte Idee unser Bildungssystem ruiniert (2017)

Überblick über kritische Stimmen zum Thema – aus schulpraktischer, wissenschaftlicher und bildungspolitischer Perspektive. Mit dem Ansatz „dual-inklusives Schulsystem“ wird zugleich ein pragmatischer Ausweg aus der zunehmenden Diskrepanz zwischen paradiesischer Idealisierung und lokaler Überlastung skizziert. Nicht „Eine Schule für alle“, sondern „Für jedes Kind die beste Schule“ – diese Maxime bündelt die Stärken des bestehenden Regel- und Förderschulsystems und optimiert sie im Sinne der UN-BRK. (Restexemplare beim Autor)

Axel Bernd Kunze: Vielfalt als Normalfall? (in: Soziale Arbeit 12.2017, double-blind peer review)

Inklusion ist ein interpretierendes Prinzip, das die Auslegung der Menschenrechte leitet, kein eigenständiges Recht. Ob Inklusion gelingt, hängt von der Qualität ihrer Praxis ab. Diese lässt sich nur an der Frage beurteilen, welche Handlungen den Einzelnen befähigen, die soziale Teilhabe zunehmend eigenständiger aufrechtzuerhalten. Erst ein solches Verständnis von Inklusion entspräche dem Anspruch auf individuelle Freiheit und Selbstbestimmung.     Artikel Vorversion 2016      Artikel bestellen


Hermann Giesecke: Warum ich gegen inklusive Schulen bin
Die zerstörerische Naivität ideologisch motivierter Schulreformen (2016/17)

I. Inklusion als politische Weltanschauung
II. Die pädagogische Rechtfertigung
III. Fazit: Inklusion als Höhepunkt reformpädagogischer Illusionen

Einleitung     als Taschenbuch     als ebook


Hansgünter Lang: Das Bildungsangebot für Behinderte

Verfassungsrechtliche Anforderungen an das System der sonderpädagogischen Förderung: eine Untersuchung auf der Grundlage der rechtlichen Regelungen und der schulischen Praxis im Saarland. (2017)

Rezension socialnet     Tagespresse     Vorstellung Lehrerverband     Rezension Prof. Ahrbeck


Jahrbuch für Pädagogik 2015: Inklusion als Ideologie

Ambivalenz, Skepsis, Sorge …
z.B.: Karl-Heinz Dammer: Gegensätze ziehen sich an. Gemeinsamkeiten und Synergieeffekte zwischen Inklusion und Neoliberalismus
oder: Birgit Herz: Inklusionssemantik und Risikoverschärfung
oder auch: Sabine Schäper: Vom Verschwinden der Inklusionsverlierer          Inhalt & Leseprobe


Suitbert Cechura: Inklusion: Die Gleichbehandlung Ungleicher (2015)

Aus kapitalismuskritischer Perspektive bedeute die Umsetzung der UN-BRK für Menschen mit Behinderung einen fragwürdigen Segen. Statt der angeblich benachteiligenden Schonräume winke ihnen nämlich lediglich eine stärkere Exposition unter die allgemeine gesellschaftliche Konkurrenz.     Rezension socialnet


Marion Felder, Katrin Schneiders: Inklusion kontrovers. Herausforderungen für die Soziale Arbeit (2016) Rezension

Uwe Becker: Die Inklusionslüge (2015) Besprechung

Bernd Ahrbeck: Der Umgang mit Behinderung (2012/³2017)  Leserecho     Rezension

Bernd Ahrbeck: Pädagogik bei Verhaltensstörungen. Ein Handbuch (2009) Leserecho

außerdem

Christoph Türcke: Lehrerdämmerung. Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet (2016)
[darin explizites Kapitel „Inklusionswahn“ S. 55-86]   Inhalt   Besprechung